Geschulte Physiotherapeuten können sie tasten, Patienten spüren sie bei Druck ebenfalls: so genannte Triggerpunkte, früher auch Myogelosen genannt. Dabei handelt es sich um überempfindliche Stellen in einem tastbar verspannten Bündel von Muskelfasern.
Triggerpunkte können, wenn sie aktiv sind, Schmerzen bei Bewegungen und sogar in Ruhestellung verursachen. Eine typische Eigenschaft von Triggerpunkten ist, dass sie Schmerzen ausstrahlen (Referred Pain). So können zum Beispiel Triggerpunkte am Schulterblatt Schmerzen im ganzen Arm verursachen.
Aktive Triggerpunkte kommen sehr häufig vor. Ursprung des Problems sind meistens ständig angespannte Muskeln, etwa vom Arbeiten am Computer oder wenn stets gleichförmige Bewegungen ausgeführt werden. Auch bei Sportlern findet man häufig aktive Triggerpunkte. Dort können sie entweder durch eine plötzliche Überlastung des Muskels, stark exzentrisches Training oder durch eine ungenügende Regenerationsphase entstehen.
Viele Experten und Forscher auf der ganzen Welt sind inzwischen davon überzeugt, dass akute Triggerpunkte, die nicht behandelt werden, ein häufiger Grund für chronische Schmerzen am Bewegungssystem sind (z.B. Rückenschmerzen).
Typische Schmerzausstrahlungen der seitlichen Gesässmuskulatur (M.glutaeus minimus)
Typische Schmerzausstrahlung der hinteren Schultermuskeln (M.infraspinatus)
Medizinisch erklärt man sich die Triggerpunkte aufgrund einer übermässigen Zusammenziehung einzelner Muskelfasern. Dieser Vorgang entsteht wahrscheinlich durch eine überschiessende Freisetzung des Nervenbotenstoffes (Neurotransmitter) Acetylcholin an der motorischen Endplatte.
Es gibt auch andere Theorien für diese Zusammenziehungen. Etwa, dass das vegetative Nervensystem eine erhöhte Aktivität auf den Muskel ausübt. Dies wurde mit Hilfe verschiedener Studien belegt. Menschen, die längere Zeit mit erhöhtem Stress leben, haben häufiger Triggerpunkte.
Worin auch immer der Grund für die kleinen verspannten Muskelfasern liegt, Fakt ist, dass die Spannung die feinen Blutgefässe komprimiert, was zu einer Minderdurchblutung und zu einer Mangelversorgung des Muskels führt. Dadurch werden Substanzen im Muskel produziert, welche die Schmerzfühler im Muskel aktivieren – der Muskel, genauer gesagt der Triggerpunkt, beginnt zu schmerzen und auszustrahlen.
Wenn Triggerpunkte über längere Zeit nicht verschwinden, dann geraten benachbarte Muskelfasern oder sogar Muskeln in Mitleidenschaft und die Schmerzen weiten sich aus. Die gute Nachricht ist, dass Triggerpunkte gut therapierbar sind, häufig auch noch nach Jahren. Trotzdem gilt:
«Je früher sie behandelt werden, desto einfacher haben es Patienten und Physiotherapeuten, und desto schneller geht die Heilung voran.»
Eine sehr wirkungsvolle Therapie bei schmerzhaften Triggerpunkten kann das Dry Needling darstellen.
Die "Energy Crisis Theory" von myofaszialen Triggerpunkten: Durch Verletzungen des sarkoplasmatischen Retikulums kommt es zu einer unkontrollierten Freisetzung von Kalziumionen innerhalb der Muskelfasern. Das hat zur Folge, dass sich die Muskelfasern zusammenziehen, kleine Blutgefässe abdrücken und somit die Sauerstoffversorgung der Muskelfaser abnimmt. Ein Mangel an Sauerstoff wird als Energiekrise bezeichnet. Es kann zu lokalen entzündlichen Schmerzen und zu einer andauernden Kontraktion der betroffenen Muskelfasern kommen. Viele solche zusammengezogene Muskelfasern bilden einen myofaszialen Triggerpunkt.